Der Mensch, auf sich selbst zurückgeworfen, zentriert sich um seine Mitte. Nach dem ersten Aufschrei, nach dem Weinen und Schluchzen wird es in ihm allmählich ruhiger. Noch kann er kaum fassen, was geschehen ist, aber die Stille hat Geduld. Sie drängt nicht. Der Mensch kann sich behutsam an das Unfassbare heranwagen, kann seine Fühler ausstrecken oder zurückziehen, wie er es gerade schafft. „Es tut so weh“, klagt er in seiner Trauer. „Gib mir deinen Schmerz“, antwortet die Stille, „ich sauge ihn auf“.

aus „In der Trauer lebt die Liebe weiter“,  Elisabeth Lukas