Der Hörsinn stirbt als letzter Sinn. Wir Menschen hören am Ende unseres Lebens selbst dann noch auf die Umwelt, wenn wir schon nicht mehr auf äußere Reize zu reagieren scheinen. Begleitende, liebevolle und tröstende Worte in der Sterbebegleitung sind daher nicht vergeblich, sondern haben eine überaus wertvolle, heilsame Bedeutung. Studien haben gezeigt, dass das sterbende Gehirn bis in die letzten Stunden unseres Lebens hinein weiterhin auf Klänge und Töne reagieren kann. Daher ist es auch wichtig darauf zu achten, was am Bett eines sterbenden Menschen gesprochen wird. Das bedeutet aber auch, dass Sie alles sagen können, was Sie schon immer sagen wollten- Sie können davon ausgehen, dass Ihre Worte ankommen, auch Ihr leises Flüstern noch aufgenommen wird.

Sterbende sind hörend. Viele hören, selbst wo sie- wie im Koma- nicht mehr sichtbar reagieren. Auch somnolente (benommen, von lat. Schlaftrunken) Sterbende sind über das Ohr, etwa über Musik irgendwie ansprechbar. Neurobiologische Forschung weist darauf hin, dass Musik sich positiv auf Schmerz, Angst und Depression auswirkt.

Monika Renz aus: Hinübergehen, Was beim Sterben geschieht.

Allgemein wird beim Einsatz von Klängen zwischen der aktiven Musiktherapie, bei der ein Patient selbst spielt und der rezeptiven Musiktherapie unterschieden, bei der Musik auf einem Instrument oder von einem Tonträger vorgespielt wird. Letztere wird in der Sterbebegleitung eingesetzt.

Auch wenn Worte mitunter nicht mehr erreichen oder in ihrem Sinn nicht mehr erfasst werden können, z.B. in der Begleitung Demenzerkrankter, können Musik, Klänge oder Töne Menschen erreichen, beruhigen, Schmerzen lindern und das Loslassen im Sterbeprozess erleichtern.

Der Klang taucht am tiefsten hinab in die menschliche Seele. Ähnlich einer Angelschnur holt er aus der Tiefe des Menschen Verborgenes, Vergessenes und Verdrängtes an die Oberfläche des Bewusstseins» » sagte Kurt Pahlen, ein österreichischer Dirigent und Musikwissenschaftler.

In der Grenzsituation des Sterbens, wenn sich das Dasein eines Menschen nach und nach auflöst und wir als Begleitende, Familie, Angehörige diesen Prozess sehen und spüren, bildet das gemeinsame Hören eine Möglichkeit weiterhin in Kontakt zu bleiben. Ein stilles Lauschen, ein Achten auf die Schwingungen, das „Gemeinsame in Resonanz“ bleiben.

Musik wird hier als die gesamte klangliche und rhythmische Ebene begriffen. Sie umfasst auch die Stille, den Lärm, den Stimmtonfall im Sprechen und die unhörbar klingende Pflanzenwelt. Musik, so verstanden, erreicht auch die Sterbenden und macht genau ihre Welt aus…. Sterbende sind angewiesen, dass wir verstehen und empathisch mit-hören.

Monika Renz aus: Hinübergehen, Was beim Sterben geschieht.

Daher freuen wir uns sehr, dass wir bei unseren Begleitungen nun auch Klangschalen einsetzen können. Die 3 unterschiedlich großen Klangschalen haben wir vor kurzem nach intensiver Beratung erworben, der Kauf wurde durch eine Spende ermöglicht. Unsere Ehrenamtlichen werden in ausgewählten Workshops in der Anwendung der Klangschalen auf den Einsatz bei den Begleitungen vorbereitet und geschult. Der Ökumenische Hospizdienst, vertreten durch die Koordinatorinnen Christine Schwung und Inka Stirl und das Team der Ehrenamtlichen freut sich sehr über diese klangliche Unterstützung bei den Begleitungen.

Beitrag: Sylvia Hruzik