In der Hospizarbeit, denken sicher viele, sind wir ganz nahe dran, an diesem Thema der Auferstehung, der Frage: „Was kommt danach?“

Ja, wir sind nahe dran, aber immer nur so nahe, wie wir es selber sind und der Mensch, den wir begleiten und wie innig unsere Beziehung zum Menschen ist, den wir begleiten. Was sicher ist, ist die Bereitschaft eines jeden Ehrenamtlichen, sich mit diesem Thema des Sterbens und der Frage nach dem Danach auseinanderzusetzen. Es mag Neugierde sein, eigene Ängste, ein tiefer Glaube, einfach nur das Bewusstsein einer innigen Liebe und der Wunsch, in Liebe einfach da zu sein. Sie begegnen dem Sterbenden mit offenem Herzen und Respekt vor seinem ureigenen Weg in die andere Welt. Diese Begegnung mit Sterbenden, mit dem Sterben an sich, verändert uns. Wir werden demütiger, dankbarer, weicher, liebevoller und manchmal glaubend.

Sterben ist persönlich und so individuell wie der Mensch, der lebt im Sterben. Ergreifend ist ein Sterben, welches bewusst und in Freude und im Wissen um die eigene Unsterblichkeit geschieht. Wichtig für uns Begleitende ist der Respekt vor dem Glauben oder Nicht-Glauben eines jeden Menschen, die Empathie und Offenheit, Fragen und Wünsche zu erkennen und ihnen Erfüllung zu bringen, den eigenen Unglauben hinten an zu stellen und alles für den Sterbenden zu tun, wenn er Wünsche äußert. Ebenso wichtig ist die Demut und das Bewusstsein der eigenen Begrenztheit. Was wissen wir, was in diesem Prozess des Sterbens mit der Seele, der Persönlichkeit des Sterbenden geschieht?

Ostern und Auferstehung hat für uns im Hospiz die Bedeutung, die der Sterbende ihm gibt oder nicht und ist im Tun nicht an den oder die Feiertage gebunden. Cicely Saunders (1918 – 2005), die Begründerin der modernen Hospizbewegung, die sich als junge Frau als Atheistin bezeichnete und ab 1945 als Christin, erkennt diese Entwicklung als Folge ihrer tiefen Begegnungen mit Menschen, die auf der letzten, oft leidvollen Strecke ihres Lebens von Cicely Saunders begleitet wurden und einen tiefen Austausch mit ihr hatten.

Cicely Saunders hat den liebenden Gott erfahren, dessen „Licht gewissermaßen durch alles hindurch leuchtet und alles korrigiert“. Dieses Licht, diese Liebe hat sie, nach eigenen Angaben nur wenige Male, in den Augen der Sterbenden gesehen. „Es machte mir deutlich, dass unsere Arbeit wirklich an der Kante zwischen zwei Welten stattfindet. Und es gibt Dinge, von denen wir manchmal einen kurzen Blick erhaschen. Aber sie geben uns ein Vertrauen auf etwas, das dort auf uns wartet. Wenn mich also jemand fragt: „Glauben sie wirklich an ein Leben nach dem Tod?“ – Ich glaube, ich habe schon einen flüchtigen Blick davon erhascht.“ (aus Cicely Saunders, Brücke in eine andere Welt, S. 146)

Christine Schwung