In der Trauer lebt die Liebe weiter

In der Trauer lebt die Liebe weiter

Der Mensch, auf sich selbst zurückgeworfen, zentriert sich um seine Mitte. Nach dem ersten Aufschrei, nach dem Weinen und Schluchzen wird es in ihm allmählich ruhiger. Noch kann er kaum fassen, was geschehen ist, aber die Stille hat Geduld. Sie drängt nicht. Der Mensch kann sich behutsam an das Unfassbare heranwagen, kann seine Fühler ausstrecken oder zurückziehen, wie er es gerade schafft. „Es tut so weh“, klagt er in seiner Trauer. „Gib mir deinen Schmerz“, antwortet die Stille, „ich sauge ihn auf“.

aus „In der Trauer lebt die Liebe weiter“,  Elisabeth Lukas

Wenn wir also gut zu sterben wünschen, müssen wir lernen gut zu leben.

Wenn wir also gut zu sterben wünschen, müssen wir lernen gut zu leben.

Als Buddhist sehe ich im Tod einen normalen Prozess.Ich akzeptiere ihn als Realität, der ich solange ausgesetzt bin, wie ich mich in weltlicher Existenz befinde. Da ich weiß, dass ich mich dem Tod nicht entziehen kann, sehe ich keinen Sinn darin, mich vor ihm zu fürchten. Ich sehe den Tod eher so, wie wenn man Kleider wechselt, wenn sie alt und abgetragen sind, und nicht als letztes Ende. Doch der Tod ist nicht vorherzusehen: Wir wissen weder wann, noch wie er uns ereilen wird. Daher ist es klug, sich auf ihn vorzubereiten, bevor es so weit ist.

Natürlich wünschen sich die meisten von uns einen friedlichen Tod; es ist auch klar, dass wir nicht auf einen friedlichen Tod hoffen können, wenn unser Leben voller Gewalt ist oder unser Geist die meiste Zeit von Emotionen wie Zorn, Anhaften oder Furcht besessen ist. Wenn wir also gut zu sterben wünschen, müssen wir lernen gut zu leben. Wenn wir auf einen friedvollen Tod hoffen, dann müssen wir unseren Geist und in unserer Lebensführung den Frieden kultivieren.

Vorwort S.H. des XIV Dalai Lama zu „Das tibetische Buch vom Leben und Sterben“ von Sogyal Rinpoche

Bodhisattvagelübde vom indischen Weisen Shantideva

Bodhisattvagelübde vom indischen Weisen Shantideva

Möge ich ein Schützer sein für alle, die Schutz benötigen,

ein Führer für alle, die auf dem Weg sind,

ein Boot, ein Floß, eine Brücke für alle, welche die Wasser überqueren wollen.

Möge ich eine Lampe in der Dunkelheit sein,

ein Ruheplatz für die Geschwächten,

heilsame Arznei für jene, die ihrer bedürfen.

Möge ich Füllhorn sein und Wunderbaum.

Möge ich der grenzenlosen Vielfalt

aller lebenden Wesen

Unterhalt und Befreiung bringen,

unerschütterlich wie Himmel und Erde,

bis alle Wesen frei sind von Leid und Erleuchtung gefunden haben.

Shantideva war nach buddhistischer Überlieferung ein Königssohn aus Südindien, der in der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts lebte und Mönch im Großkloster Nalanda wurde.

Sie fragen sich warum dieser Text, eine Art Absichtserklärung, hier steht? Als ich 2020 im ÖHD Leichlingen den Kurs als ehrenamtliche Sterbebegleiterin begann, bekam der Text, der mich schon seit langer Zeit begleitet, eine tiefere Bedeutung. So machen sich „Sterbende auf einen Weg“, manchmal ist dieser Weg abrupt zu beschreiten, eine schnell verlaufende tödliche Erkrankung, ein schwerer Unfall, mitunter bleibt auch Zeit sich von allem, was dieses Leben ausmachte, zu verabschieden.Wir können kein Leid mindern, aber wir können mittragen, wir können keine Erleuchtung bringen, aber versuchen ein Licht in eine dunkle Zeit zu bringen. Wir können versuchen mit unserer Zuwendung, Liebe und unserem Mitgefühl Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten, indem wir eine Weile „mit im Boot“ sitzen, „Licht bringen“, „Brückenbauer“ sind.

Wir alle kommen am Ende „an“, dessen bin ich mir sicher.

 

Liebe sein

Liebe sein

Mein Gott, ich wünschte mir, ich könnte Liebe sein,

mich überlassen diesem Strömen, das nie endet.

Ich gliche dann dem milden goldnen Sternenschein,

der seiner Zärtlichkeit bedingungslos verschwendet.

 

Mein Gott, ich wünschte mir, ich könnte Liebe sein,

und würde sanft an jedes Lebewesen denken.

Ich ließe ab vom Kämpfen, davon, hart zu sein,

und würde allem, was mich sticht, Vergebung schenken.

 

Mein Gott, ich wünschte mir, ich könnte Liebe sein,

ich könnte sein, was ich längst bin, am Seelengrunde.

Im Mysterium der Liebe bin ich endlich Dein,

der Erde zugewandt mit ihrer Herzenswunde.

 

Aus „Dorn der Liebe“ von Giannina Wedde.

 

 

 

Wo ist, oh, Tod dein Sieg (von Klaus Schwope)

Wo ist, oh, Tod dein Sieg (von Klaus Schwope)

Wo ist, oh, Tod dein Sieg

Wo ist, oh, Tod dein Stachel?

(1. Kor. 15.55)

Ich bin die Auferstehung

und das Leben;

Wer an mich glaubt, wird leben, auch, wenn er stirbt.

(Joh. 11,25)

Seit 9 Jahren bin ich als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Ökumenischen Hospizdienst Leichlingen tätig. Die Begleitungen während dieser Zeit mit ihren Höhen und Tiefen sind für mich persönlich intensiv bereichernd. Ein ganz entscheidender Faktor innerhalb der Zeit mit den sich mir anvertrauenden Menschen spielt dabei mein Glaube an die Frohe Botschaft der Bibel (s.o.). Hierin ist die Auferstehung Jesu Christi die zentrale Aussage, die mir die lebendige Hoffnung gibt über den Tod hinaus!

Es ist mir wichtig diesem Bekenntnis im Alltäglichen wie auch in der Hospizarbeit Ausdruck zu verleihen. Diese Hoffnung auf ein Leben danach möchte ich den Menschen mit deren Einverständnis bekannt machen. Dies kann im Gespräch, der offenen und stillen Fürbitte geschehen, es wird keinerlei Druck ausgeübt.

So durfte ich bei meiner letzten Begleitung für einen Atheisten an seinem Krankenbett beten.

Klaus Schwope